Neue Schweizer Hochschulareale

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Architektur / Soziologie

In letzter Zeit sind in der Schweiz mehere Hochschulareale in Bahnnähe entstanden: in Luzern, Zürich, Olten und in Brugg-Windisch.

Während des Pendelns zwischen Zürich und Basel im vergangenen Jahr ist mir aufgefallen, dass einige Campusse entlang von Bahnlinien (Brugg-Windisch und Olten) oder in ehemaligen Postgebäuden (Luzern und Zürich) entstanden sind.

Universität Luzern, Pädagogische Hochschule   Luzern (Januar 2015, eigene Aufnahme)

Universität Luzern, Pädagogische Hochschule Luzern und ein Postschalter (Januar 2015, eigene Aufnahme)

Zum Vergleich: Das Postbetriebsgebäude mit dem Vordach von Calatrava aus der gleichen Perspektive (ca. 1985, aus Gmür 1983)

Zum Vergleich: Das Postbetriebsgebäude mit dem Vordach von Calatrava aus der gleichen Perspektive (ca. 1985, aus Gmür 1983)

Die Universität Luzern wurde im Jahr 2000 mit einem Volksentscheid gegründet. Damit reiht sie sich in eine Tradition der vom demokratischen Staatswesen gegründeten Universitäten ein. (Die erste Universität Europas, die nicht von der Kirche oder einem Landesfürsten gegründet wurde, war 1833 die Universität Zürich). Die bisherigen Institute und Seminare konnten 2006 zusammen mit der Pädagogischen Hochschule im umgebauten Postbetriebsgebäude einziehen. Damit bildet das umgebaute Gebäude für die Universität und die Pädagogischen Hochschule und zusammen mit weiteren Gebäuden der Hochschule Luzern (Rektorat und Services und das Departement Soziale Arbeit) ein neues Hochschulareal.

Hochschule Luzern, Departement Soziale Arbeit, Werftestrasse 4 (Januar 2015, eigene Aufnahme)

Hochschule Luzern, Departement Soziale Arbeit, Werftestrasse 4 (Januar 2015, eigene Aufnahme)

Rückseite der Universität Luzern: Parkhaus (Januar 205, eigene Aufnahme)

Rückseite der Universität Luzern: Parkhaus (Januar 2015, eigene Aufnahme)

Ursprünglich zum rationellen Umschlag aller Postgüter für die Zentralschweiz geplant, war der Bau des Luzerner Postbetriebsgebäudes funktional auf rationelle betriebliche Abläufe ausgerichtet (Gmür 1985). Ein Postschalter und das Parkhaus sind erhalten geblieben (s. Bilder). Mir ist aufgefallen, dass das Vordach des Postgebäudes von Santiago Calatrava aus meiner Erinnerung verschwunden ist und auch nach dem Umbau keine Verwendung gefunden hat.

Postbetriebsgebäude (um 1980, aus Gmür 1983)

Postbetriebsgebäude (um 1985, aus Gmür 1983)

Zur Universität und PHLU umgenutztes Postbetriebsgebäude (Januar 2015, eigene Aufnahme)

Zur Universität und PHLU umgenutztes Postbetriebsgebäude (Januar 2015, eigene Aufnahme)

Die Umnutzung von Postgebäuden scheint sinnvoll, da sich die Gebäude an zentraler Lage und in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof befinden. Die Beispiele der umgenutzten Postbetriebsgebäude verweisen auf grosse Investitionen, die die Post in den 1980er-Jahren in ihre Infrastruktur getätigt hat, die schon nach kurzer Zeit überflüssig wurden. Die 18 Briefzentren wurden im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts durch schweizweit drei Briefpostzentren ersetzt (Eclépens, Härkingen, Zürich-Mülligen). Somit war das Luzerner Postbetriebsgebäude nur rund dreissig Jahre in Betrieb.

Eine vergleichbare «Umnutzung» fand bei im Falle der Sihlpost für den Campus PH Zürich der Pädagogischen Hochschule Zürich statt. In Zürich stimmte die Bevölkerung im September 2006 über den Gestaltungsplan «Stadtraum HB Zürich» ab, im Januar 2009 startete der Rückbau der Neuen Sihlpost (vgl. Bildarchiv Dürst).

Die Neue Sihlpost war zwischen 1986 und 1990 in drei Etappen entstanden und hatte mit rund 20 Jahren eine noch kürzere Lebenszeit als das Briefzentrum Luzern. In Zürich wurde anfänglich über eine Umnutzung des alten Postbetriebsgebäudes nachgedacht, um dann «industriell geprägte Räumlichkeiten beziehen» zu können (Baudirektion Kanton Zürich 2012). Dies war offenbar schwer zu realisieren, sodass die Post abgerissen wurde. Auf den Bildern unten sieht man die Umnutzung des privaten SBB-Areals in eine gemischte Nutzung (Schule, Ladengeschäfte, Büros, Wohnungen).

1999: Neue Sihlpost südlich des Gleisfeldes (Screenshot http://www.gis.zh.ch/gb4/stzh/default2.asp)

1999: Neue Sihlpost südlich des Gleisfeldes (Screenshot http://www.gis.zh.ch/gb4/stzh/default2.asp)

ca. 2014: Europaallee südlich des Gleisfeldes (Screenshot http://www.gis.zh.ch/gb4/stzh/default2.asp)

ca. 2014: Europaallee südlich des Gleisfeldes (Screenshot http://www.gis.zh.ch/gb4/stzh/default2.asp)

Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW mit Standorten in den Kantonen Aarau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Solothurn wurde 2006 geschaffen. Sie hat in den vergangenen Jahren neue Gebäude bezogen, die im Falle von Olten und Brugg-Windisch entlang von Bahngeleisen realisiert wurden. Der Standort Olten befindet sich in unmittelbarer Nähe um Bahnhof, seine äussere Erscheinung ist «kompakt und nüchtern», seine «Qualität entfaltet sich im Innern» (Beckel 2013:43); der Campus Olten ist ein Areal, das der Kanton Solothurn selber gebaut hat. Im Gegensatz dazu ist der Campus Brugg-Windisch eine Public-Private-Partnership zwischen den Gemeinden Brugg, Windisch, dem Kanton einer Stiftung und zwei Aktiengesellschaften auf einem ehemaligen Fabrikareal.

Der Campussaal als Eigentumsobjekt der Gemeinden Brugg und Windisch kann auch ausserhalb der Öffnungszeiten der Studienzeiten z.B. für kulturelle Zwecke betreiben werden. Selber hatte ich anlässlich der Metron-Tagung Gelegenheit, einen Augenschein zu nehmen. Dabei ist festzuhalten, dass private Nutzungen wie Wohnen, Restaurants und Ladengeschäfte andere Nutzungen als die Ausbildung bieten.

Literatur

Baudirektion Kanton Zürich (2012): Referat von Herrn Regierungspräsident Markus Kägi, (Link)

Beckel, Inge (2013): Lernzonen an Bahnkorridoren. Werk, Bauen + Wohnen 9-2013, S. 41-45

Bildarchiv Dürst: Die ehemalige neue Sihlpost, Lagerstrasse 2-4 (Link)

Gmür, Otti (1985): Postbetriebsgebäude und Wohn- und Geschäftshaus, in: Archithese 3-85, S. 10-14

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